So beginnt „Nearer My God“, und viel besser kann man ein Album auch nicht beginnen, erst recht nicht eines wie dieses. Hatte „Nearer My God“ mit seiner bärenstarken Indie-Melodie, kombiniert mit der herzzerreißenden Zeile „Does anybody want me at all?“ und seinen fünf verschiedenen Versionen in den Sprachen englisch, deutsch, spanisch, französisch und japanisch bereits einen kleinen Hype im Indie-Bereich ausgelöst, erfüllen Foxing diese hoch gesetzte Messlatte als Everybody’s Darling voll und ganz. „Nearer My God“ ist als Album stilsicher und vielseitig, zollt den Einflüssen aus Folk und Emo Tribut, geht aber neue, zeitgemäße Wege. Die Band nimmt sich Zeit für die Kreation introvertierter, hypnotisierender Klanggebäude aus weinerlichen Gitarren, gesprenkelten Synthesizern, klagendem Gesang und geschmackvoll eingesetzten Beats voller Liebe zum Detail, die dauernd drohen, in sich einzustürzen und es nur allzu oft auch tun. Exemplarisch dafür steht etwa „Lich Prince“, das erst an eine dreckigere Version von Nothing But Thieves erinnert, dann aber den immer etwas präsenten Ambient-Touch verliert und in einem furiosen Blues-Solo explodiert, das auch vom frühen Jonny Greenwood hätte stammen können. Generell ist Radiohead in den Kadenzen, im Gesang, im Sound und der allgemeinen Attitüde von Foxing nie richtig greifbar, aber stets zu spüren.
Ihre Folk- und Emo-Wurzeln verleugnen die US-Amerikaner dabei nie, sie verbinden sie über den Faktor Indie aber mit Electronica, sanften Prog-Anleihen und R’n’B der angenehm unpeinlichen Sorte. Erstaunlich ist, wie sehr am Puls der Zeit Foxing zu jeder Sekunde klingen, wie sie mit jedem Ton außer Konkurrenz stehen, und sich doch nie an aktuelle Trends anbiedern. Im Gegenteil, „Five Cups“ etwa steht in seiner intimen Klanggewalt, den eintrübenden Noise-Schnipseln und dem epischen, eingängigen Spannungsbogen ganz in der Tradition Bon Ivers und seinem Pop-Progressivismus, der in seiner letzten Instanz aber auch bereits zwei Jahre her ist – im schnelllebigen Mainstream-Zirkus eine halbe Ewigkeit. Die dazugehörige Melancholie würzen Foxing dabei gar mit der nötigen Prise Emo: „I wanna drown/With my arms closed“ – darüber hinaus beschäftigt sich Conor Murphy hier mehr denn je mit dem zunehmend desolaten Zustand einer auseinanderfallenden Welt.